Geschäftsentwicklung & Highlights
Obwohl die globale Situation für Unternehmen und Mitarbeitende 2021 weiter herausfordernd blieb, konnte SIX die Stabilität und Zuverlässigkeit ihrer Infrastruktur und Dienstleistungen zu jeder Zeit gewährleisten. Die erfolgreiche Umsetzung der Strategie zeigte sich im Ergebnisbeitrag des 2020 akquirierten spanischen Geschäfts sowie in neuen Angeboten und gezielten Wachstumsinitiativen in allen vier Geschäftsbereichen.
Seit Januar 2021 hat SIX das Mitte 2020 übernommene Geschäft von BME in eine neue Organisationsstruktur integriert. Mit der neuen Struktur ist die Organisation klar darauf ausgerichtet, die Wettbewerbsfähigkeit der Kunden von SIX zu stärken; Synergien und Skaleneffekte aus der BME-Akquisition können optimal realisiert werden. Das Wertschriftengeschäft von SIX und BME wurde Regionen übergreifend gebündelt und in die Geschäftsbereiche «Exchanges» und «Securities Services» (Post-Trading) aufgegliedert. Das Finanzdatengeschäft von BME, einschliesslich Indizes und Value-Added Services, wurde in das entsprechende Geschäftsportfolio von Financial Information integriert. Im Geschäftsbereich Banking Services setzt SIX ihre Aktivitäten unverändert fort; der Schwerpunkt liegt hier weiterhin auf dem Schweizer Finanzplatz. Alle Finanz- und Dienstleistungsfunktionen von BME sowie die Bereiche Human Resources, Risk, Legal und Compliance, IT sowie Marketing und Kommunikation wurden in die bestehende Managementstruktur von SIX integriert.
Obwohl das Reisen 2021 schwierig blieb und ein Grossteil der Belegschaft von SIX die meiste Zeit des Jahres von zu Hause aus oder im Split-Betrieb arbeitete, verlief die BME-Integration problemlos. Die beiden Unternehmen und ihre Mitarbeitenden wuchsen kontinuierlich zusammen. Den reibungslosen Betrieb ihrer Plattformen und Dienstleistungen konnte SIX im Interesse aller Marktteilnehmer stets aufrechterhalten. Die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeitenden war durch die konsequente Umsetzung von Massnahmen, die laufend an die aktuelle Pandemiesituation angepasst wurden, gewährleistet.
Die erfolgreiche Lancierung von SIX Digital Exchange (SDX) im Herbst markierte im Berichtsjahr einen wichtigen Meilenstein im grössten Innovationsprojekt von SIX. Am 10. September bekam die SDX von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA formell grünes Licht für den Betrieb einer Börse und eines Zentralverwahrers für digitale Vermögenswerte in der Schweiz. Diese Genehmigung ermöglichte es SDX, mit einer vollständig regulierten und integrierten Handels-, Abwicklungs- und Verwahrungsinfrastruktur für digitale Wertpapiere auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie in Betrieb zu gehen. Mit den erhaltenen Lizenzen bietet SDX den höchsten Schweizer Aufsichts- und Regulierungsstandards im zukunftsweisenden Ökosystem digitaler Vermögenswerte. Die Schweiz nimmt damit eine Pionierrolle in diesem sich global entwickelnden Wachstumsfeld ein.
Eine weitere Innovationsleistung stellte im Berichtsjahr die Lancierung des Secure Swiss Finance Network (SSFN) in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) dar. Das SSFN ist ein kontrollierter und geschützter Netzwerkverbund, der es den zugelassenen Teilnehmern des Finanzplatzes Schweiz erlaubt, untereinander und mit den Finanzmarkt infrastrukturen sicher zu kommunizieren. Damit sollen die Sicherheit und Stabilität der Kommunikation mit dem Zahlungsverkehrssystem SIC und mit weiteren Diensten von SIX erhöht werden. Das SSFN dürfte einen massgeblichen Beitrag zur Bekämpfung von Cyberrisiken leisten.
In allen vier Geschäftsbereichen führte SIX 2021 zudem neue Angebote und Dienstleistungen ein. Dank zwei Akquisitionen im Finanzinformationsgeschäft und der angekündigten Übernahme des europäischen Transaktionsregisters Regis-TR ist SIX zudem auch anorganisch weiter gewachsen.
Geschäftseinheit Exchanges
Mit CHF 381,3 Mio. zeichnete die Geschäftseinheit Exchanges 2021 für ein Viertel des Betriebsertrags von SIX verantwortlich. Verglichen mit den beispiellosen Marktschwankungen des Vorjahres war die Volatilität im Berichtsjahr zwar hoch, aber stabil. Im Vergleich zum Vorjahr führte dies zu einem Rückgang der Handelsvolumen an den Börsen von SIX in der Schweiz und in Spanien.
Nach der gegenseitigen Anerkennung der Börsenäquivalenz zwischen der Schweiz und Grossbritannien konnte der Handel in Schweizer Aktien an britischen Handelsplätzen im Februar wieder aufgenommen werden. Infolgedessen sank der Marktanteil von SIX im Handel mit Schweizer Aktien von fast 100% im Jahr 2020 auf durchschnittlich 70,2% im vierten Quartal 2021. Mit CHF 1281,6 Mrd. lag der Handelsumsatz an SIX Swiss Exchange 26,9% unter Vorjahr, während der Aktienhandelsumsatz an der spanischen Börse um 11,7% zurückging (EUR 379,5 Mrd. im Jahr 2021).
Die Indizes erreichten im Berichtsjahr neue Höchststände. Der SMI schloss das Jahr 20,3% im Plus bei 12 875,7 Punkten und erreichte am letzten Handelstag des Jahres, dem 30. Dezember, mit einem Intraday-Wert von 12 980,1 Punkten ein Allzeithoch. Der IBEX-35 konnte im Vergleich zum Vorjahr um 7,9% zulegen und beendete das Jahr bei 8713,8 Punkten.
In einem sich stabilisierenden wirtschaftlichen Umfeld beschlossen mehr Unternehmen als noch 2020 an die Börse zu gehen: SIX verzeichnete fünf IPOs an SIX Swiss Exchange – darunter die erste SPAC (Special Purpose Acquisition Company) – sowie weitere fünf an der spanischen Börse. Einem regulatorischen Bedürfnis entsprechend hat SIX einen neuen Kotierungsstandard eigens für SPACs entwickelt. Sämtliche zuständigen Behörden haben ihre Genehmigung erteilt.
Seit Oktober 2021 haben zudem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die Möglichkeit, sich unter KMU-spezifischen Anforderungen im neu lancierten Aktiensegment «Sparks» an SIX kotieren zu lassen. Neben einem effizienteren Zugang zum Kapitalmarkt und einem liquiditätsfördernden Handelsmodell profitieren die KMU von verschiedenen Zusatzleistungen, wie zum Beispiel von der Sparks IPO Academy, einem Schulungsprogramm, das sich an Führungskräfte wachstumsstarker KMU richtet und diese auf einen möglichen Börsengang vorbereitet. SIX schätzt, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren rund 200 schnell wachsende Schweizer KMU Kapital an öffentlichen Märkten suchen. Zehn bis zwanzig könnten sich für eine Kotierung an SIX Swiss Exchange entscheiden.
Sowohl SIX in der Schweiz als auch BME in Spanien arbeiten seit mehreren Jahren daran, KMU einen leichteren Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten und Liquidität über den Kapitalmarkt zu verschaffen. An der spanischen Börse gibt es seit 2009 einen Aktienmarkt speziell für KMU (BME Growth). Dieser hat sich in den letzten zehn Jahren sehr positiv entwickelt und zählte Ende 2021 127 kotierte Unternehmen, von denen 16 allein während 2021 neu zugelassen wurden.
Weitere Trends, welche die Kapitalmärkte 2021 prägten, waren die zunehmende Relevanz von ESG (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) sowie die hohe Nachfrage nach kryptobasierten Vermögenswerten. Mit ihren Börsen in der Schweiz und in Spanien war SIX gut positioniert, um von beiden Trends zu profitieren. Insbesondere auf dem spanischen Markt für festverzinsliche Wertpapiere stieg die Zahl der ESG-Bonds im Laufe des Jahres 2021 (+31). Damit belief sich das Handelsvolumen an der spanischen Börse bei diesen Anleihen per Ende Jahr auf EUR 12,7 Mrd. Im September begab die spanische Regierung ihre erste grüne Anleihe (Green Bond) über EUR 5 Mrd. Die Emission war mehr als zwölffach überzeichnet.
Die Schweizer Börse machte mit ihrer grossen Vielfalt an handelbaren Produkten auf Kryptowährungen auf sich aufmerksam. Der Handelsumsatz in diesen Produkten erreichte 2021 CHF 8,6 Mrd., was einem Plus von 673% gegenüber dem Vorjahreswert (CHF 1,1 Mrd.) entspricht. Per Ende 2021 wurden 191 Produkte in 15 verschiedenen Kryptowährungen gehandelt, was die Schweizer Börse zu einem der weltweit führenden regulierten Handelsplätze für kryptobasierte Vermögenswerte macht.
Mit ihrem wichtigsten Innovationsprojekt SDX unterstreicht SIX ihr Bestreben, zu einer Hauptakteurin innerhalb des innovativen Ökosystems für digitale Vermögenswerte zu werden. Mit dem Erhalt der entsprechenden FINMA- Lizenzen kann SDX nun die höchsten Aufsichts- und Regulierungsstandards innerhalb eines solchen Ökosystems in der Schweiz anbieten. Mit der Emission der weltweit ersten tokenisierten Anleihe hat SIX die vollständig regulierte Digitalbörse SDX im November offiziell in Betrieb genommen. Zudem führte SDX, gemeinsam mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Arbeiten am digitalen Zentralbankgeld (CBDC) weiter.
Geschäftseinheit Securities Services
In der Geschäftseinheit Securities Services bündelt SIX ihre in der Schweiz und in Spanien angebotenen Post-Trading- Dienstleistungen. Dazu gehören Clearing und Settlement, die (internationale) Wertschriftenverwahrung (Custody), Collateral-Management und Repo- Geschäfte sowie die Transaktionsregister. Mit CHF 474,7 Mio. trug die Geschäftseinheit Securities Services 2021 den grössten Teil zum Betriebsertrag von SIX bei (32%).
Nebst der vereinten Stärke des länderübergreifend kombinierten Geschäfts trug auch das günstige Marktumfeld mit erhöhter Volatilität und hohen Indexständen zum guten Ergebnis bei. Dank des Wachstums an den Handelsplätzen in der Schweiz und der EU stiegen die Clearing- und Settlement-Transaktionen. Das durchschnittliche Depotvolumen nahm in der Schweiz um 15,8% und in Spanien um 8,4% zu. Der griechische Zentralverwahrer (CSD) Athex transferierte seine gesamten internationalen Vermögenswerte an SIX, was eine weitere Volumensteigerung zur Folge hatte. BME verfügt seit 2021 über eine neue Settlement-Verbindung zum italienischen Zentralverwahrer Monte Titoli.
Der Schweizer Repo-Markt verzeichnete 2021 erneut ein Rekordvolumen an ausstehenden Repos von über CHF 70 Mrd. Im Repo-Markt wird auch der Referenzzinssatz SARON gebildet. Die verlässliche Benchmark basiert auf einer Vielzahl abgeschlossener Transaktionen und verbindlicher Preisstellungen und hat den LIBOR für die Berechnung von Derivaten und Hypotheken in Schweizer Franken endgültig abgelöst.
Im Custody-Geschäft hat SIX mit der Gründung neuer juristischer Einheiten ihrer Zentralverwahrerin in Singapur und in den USA ihre globale Reichweite weiter ausgebaut. Damit will SIX nicht nur zusätzliche Volumen generieren, sondern auch eine grössere Nähe zum Markt schaffen. SIX kann so die Bedürfnisse ihrer Kunden in den einzelnen Regionen besser nachvollziehen und sie unabhängig von Zeitzonen unterstützen. 2021 zahlten sich diese Bemühungen bereits aus: In der vom Fachmagazin Global Custodian durchgeführten Umfrage «Agent Banks in Major Markets» schnitt SIX als internationale Zentralverwahrerin überdurchschnittlich gut ab.
Nebst grösserer globaler Reichweite und zusätzlicher Volumen dürfte SIX im Post-Trading-Bereich auch dank einer Akquisition weiter wachsen: Im September unterzeichnete SIX eine Vereinbarung, mit der sie alleinige Aktionärin von Regis-TR wird, dem führenden europäischen Transaktionsregister für die Meldung von Geschäften und Transaktionen über mehrere Produktklassen und Rechtsordnungen hinweg. Gegründet wurde REGIS-TR als Joint Venture zwischen Iberclear, der spanischen Einheit für Custody- und Settlement-Dienstleistungen von SIX, und Clearstream, die Teil der Gruppe Deutsche Börse ist, und SIX erwirbt nun 50% der Anteile von Clearstream. Diese Transaktion wird voraussichtlich im ersten Halbjahr 2022 abgeschlossen.
Geschäftseinheit Financial Information
Mit einer optimierten Strategie, die ganz auf Wachstum und eine weitere Verbesserung der Margen ausgerichtet ist, baut SIX seit 2020 ihr Datengeschäft weiter aus. Im Berichtsjahr gelang der Turnaround zu einer steigenden Wachstumsrate. Rund 27% (CHF 401,8 Mio.) beträgt der Anteil am Betriebsertrag von SIX im Jahr 2021. Ab 2022 soll der Geschäftsbereich zu einem Wachstumsmotor für das Unternehmen werden.
Zu den wichtigsten Wachstumstreibern gehören das Kerngeschäft mit Referenz-, Kurs- und Corporate- Actions-Daten, das traditionell den grössten Anteil am Finanzinformationsgeschäft von SIX ausmacht, sowie das seit einigen Jahren wachsende Segment der Steuer- und regulatorischen Dienstleistungen. SIX gilt heute als eine der führenden Anbieterinnen für Finanzinformationen im Bereich Steuern und Regulierung und wird ihr Angebot auch in Zukunft weiter ausbauen. So hat SIX vor dem Hintergrund der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) und der EU-Taxonomie 2021 ihr Angebot auf die Beschaffung und Bereitstellung regulatorischer ESG-Daten erweitert.
Mit der Lancierung mehrerer neuer Indizes in der Schweiz, Spanien und Skandinavien hat SIX 2021 auch ihr Indexuniversum weiter ausgebaut. Der Swiss Performance Index (SPI) und der Swiss Bond Index (SBI) bilden die Basis für die ersten Schweizer ESG-Indizes von SIX. Sie dienen als Benchmark für unternehmerische Nachhaltigkeit am Schweizer Kapitalmarkt. Als Teil dieser ESG-Indexfamilie wurden auch der SPI Gender Equality Index für den Schweizer Markt und der IBEX Gender Equality Index für den spanischen Markt eingeführt. Darüber hinaus hat SIX das Angebot an Kryptowährungs-Indizes um den SIX Crypto Market Index 10 und die SDX Bi-Cap-Index-Familie erweitert. Ersterer enthält die SIX Durchschnittskurse für die zehn wichtigsten Kryptowährungen. Der zweite umfasst die Indizes SDX BTC (Bitcoin) und SDX ETH (Ether). Mit ihren neuen Indizes reagiert SIX zeitnah auf Marktentwicklungen und neue Anlagetrends an den Kapitalmärkten (s. dazu auch «Geschäftseinheit Exchanges»).
Im Finanzinformationsgeschäft tätigte SIX 2021 zwei strategische Akquisitionen: Mit der Übernahme einer Mehrheitsbeteiligung an Orenda Software Solutions erweiterte SIX im Februar ihr Angebot an ESG-Daten und ESG- Performance-Daten aus alternativen Quellen. Im Juli schloss SIX die Akquisition des internationalen Index- und ETF- Datenspezialisten Ultumus ab. Mit einem Datenuniversum von rund 7700 ETF-Produkten (95% des ETF-Marktes) ist Ultumus eines der grössten ETF- Berechnungshäuser der Welt. Mit der Akquisition, die 2021 bereits einen Beitrag zum Ergebnis der Geschäftseinheit leistete, erweiterte SIX ihr Datenangebot für den schnell wachsenden ETF-Markt.
Nebst einer ambitionierten Wachstumsagenda setzt SIX im Finanzdatengeschäft auch auf Effizienzsteigerungen. Im Jahr 2021 konnte sie den Automatisierungsgrad bei ihren Datentransaktionen erhöhen und so die Betriebskosten weiter senken. Eine wichtige Zielerreichung im Hinblick auf Effizienz, nicht nur für SIX, sondern für die gesamten Finanzindustrie, war die Migration des Portals des ANNA Service Bureau von einer veralteten Infrastrukturumgebung in eine Cloud-Infrastruktur. Der globale Dachverband ANNA (Associa tion of National Numbering Agencies) setzt sich mit der Implementierung weit verbreiteter ISO-Standards für effiziente Kapitalmärkte ein. Das ANNA Service Bureau wird von SIX und CUSIP Global Services gemeinsam betrieben. Mit der Migration in eine Cloud-Infrastruktur wurden Latenzzeiten, Effizienz, Sicherheit und Datenanalysefunktionen verbessert.
Geschäftseinheit Banking Services
Mit CHF 201,4 Mio. trug die Geschäftseinheit Banking Services im Jahr 2021 rund 14% zum Betriebsertrag bei und verzeichnete ein Wachstum von 8,3%. Banking Services, die kleinste Geschäftseinheit von SIX und die einzige mit einem klaren Schweiz-Fokus, war von Anfang an stark von der Covid-19-Pandemie betroffen. Das Zahlungsverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten veränderte sich durch und im Laufe der Pandemie stark: Bargeldlose Transaktionen lösten Zahlungen mit Bargeld zunehmend. In der Konsequenz setzte sich der Rückgang bei den Geldautomatentransaktionen fort. Angesichts des veränderten Zahlungsverhaltens lanciert SIX neue Dienstleistungen für Banken, die darauf abzielen, die Betriebskosten von Geldautomaten zu senken. Dies soll letztlich zu einer Reduktion von Geldautomaten in der Schweiz führen.
Während die Bargeldnutzung rückläufig ist, zeigt der Trend beim bargeldlosen Zahlungsverkehr in die entgegengesetzte Richtung: Nach pandemiebedingt niedrigen Transaktionsvolumen im Januar und Februar haben sich die Kartentransaktionen im Laufe des Jahres 2021 deutlich erholt. Darüber hinaus lancierte SIX die debiX+ App, mit der Banken ihren Kundinnen und Kunden ein modernes Kartenmanagement anbieten können. Ende Jahr verzeichnete SIX zum zweiten Mal in Folge mehr als eine Milliarde abgewickelte Kartentransaktionen und damit einen Anstieg von 11% gegenüber dem Vorjahr. Der bargeldlose Zahlungsverkehr hat somit die negativen Auswirkungen der rückläufigen Bargeldnutzung auf das Ergebnis der Geschäftseinheit mehr als aufgewogen.
Interbank-Zahlungen nahmen im Berichtsjahr ebenfalls zu: Die Transaktionsvolumen im Schweizer Interbank Clearing (SIC), im europäischen Interbank Clearing (euroSIC) und bei der europäischen Korrespondenzbank SECB stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 23%, 14% und 16%. Diese Entwicklung unterstreicht die Bedeutung und den Erfolg dieser zentralen Plattformen, die SIX für den Schweizer Finanzplatz bereitstellt.
Auch im Bereich der digitalen Rechnungsstellung zeigte der Trend nach oben, wobei sich eBill in der Schweiz als Standard etablierte: Mit über 2,4 Mio. Nutzerinnen und Nutzern per Ende 2021 erreicht eBill gut die Hälfte aller Schweizer Haushalte. eBill ermöglicht es allen Nutzerinnen und Nutzern, ihre Rechnungen digital über ihr E-Banking zu empfangen und zu bezahlen. Im Berichtsjahr verzeichnete die Plattform einen neuen Höchststand von über 50 Mio. Transaktionen (+25% gegenüber 2020), wobei zusätzliche Volumen auch neuen Netzwerkpartnern zu verdanken sind. Netzwerkpartner bieten Rechnungsstellern einen Zugang zu eBill und ermöglichen fast 100 Finanzinstituten die Übertragung von eBill-Rechnungen über die SIX Plattform. SIX hat das Netzwerkpartner-Modell Ende 2019 lanciert. Heute verfügt sie über 14 Netzwerkpartner. 7 Partnerschaftsvereinbarungen wurden allein im Jahr 2021 geschlossen.
Aufgrund dieser erfolgreichen Entwicklung und zugunsten des weiteren Wachstums von eBill entschied SIX, das E-Invoicing-Geschäft des Netzwerkpartners SIX Paynet AG im März 2021 an die PostFinance zu verkaufen. So kann sich SIX voll und ganz auf den Betrieb der eBill-Infrastruktur sowie auf deren kontinuierliche Weiterentwicklung und Vermarktung konzentrieren.
Mit der 2020 lancierten Open-Banking-Plattform bLink ist SIX in einem weiteren innovativen Bereich von Bankdienstleistungen führend. Hier lotet SIX das enorme Potenzial von API-basierten Geschäftsmodellen für Banken aus. Um den Schweizer Banken einen einfachen Zugang zu bLink zu ermöglichen, stellt SIX eine reibungslose Anbindung an die komplementären API-Hubs von Swisscom, Inventx und – seit Januar 2022 – auch von Finnova sicher. Als die St. Galler Kantonalbank und die Zürcher Kantonalbank im vierten Quartal 2021 die OpenWealth APIs über bLink realisierten, war dies ein wichtiger Meilenstein für bLink. Die beiden Banken sind damit die ersten in der Schweiz, die externen Vermögensverwaltern standardisierte Schnittstellen (API, Application Programming Interface) für ihre Verwahrungsdienstleistungen anbieten. Darüber hinaus haben sich Ende Jahr vier neue Buchhaltungslösungen an bLink angebunden. Damit ermöglichen sie es KMU, ihre Bankkontodaten von den mit bLink verknüpften Banken automatisiert in ihr Tool zu integrieren. Die bestehenden Anwendungsfälle sind erst der Anfang einer «API-Fizierung», die sich innerhalb der Finanzdienstleistungsbranche und darüber hinaus beobachten lässt. ■